Mein BFD bei den Hoffnungsträgern.

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Hoffnungshäuser

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Der kleine Junge geht zum ersten Mal in den Kindergarten, Alina begleitet die Familie

Für Alina Margaryan (28) aus Armenien ist mit dem Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Hoffnungshaus Leonberg ein großer Wunsch Wirklichkeit geworden. Im Interview erzählt sie, wie der Weg bis dahin aussah und wie sie heute Hoffnungsträgerin für andere ist.

Alinas Geburtstag im Hoffnungshaus Leonberg
Inzwischen unterstützt du als BFDlerin das Marketing- und Fundraising-Team von Hoffnungsträger. Wie hast du gestartet? In welchem Bereich?

Alina Margaryan: Das war im Oktober 2019. Ich war 26 und zum ersten Mal überhaupt in Westeuropa. Ich habe mein BFD im Hoffnungshaus in Leonberg begonnen. Es war befristet auf ein Jahr und ich war zuständig für die Bereiche Begleitung von Geflüchteten, Sprachkurse, Büroorganisation und – damals noch – Veranstaltungen. Im September 2020 wurde dann mein BFD um sechs Monate verlängert. Nun unterstütze ich, parallel zu meinen Aufgaben im Hoffnungshaus, mit 50 % meiner Arbeitszeit das Marketing-Team von Hoffnungsträger. Ich finde es toll, dass sich die Möglichkeit ergeben hat.

Es war ein wahrgewordener Traum für mich. – Alina

Wie bist du auf das BFD bei Hoffnungsträger aufmerksam geworden? Warum gerade Hoffnungsträger?

Alina: Nach Deutschland zu gehen, war schon immer mein Traum. Meine Schule in Armenien wurde von Deutschen gegründet und ich hörte immer wieder Leute auf Deutsch sprechen. Ich fragte mich damals: Werde ich jemals diese Sprache sprechen? (sie lacht) Mich interessierte, wie es in Deutschland wohl sein mag und wie die Menschen und die Kultur dort sind.


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Überraschungen von den Kindern

Gute Deutschkurse gab es an meiner Schule leider nicht. Sie wurden von Armeniern gehalten, es gab häufig wechselnde Lehrer, die Qualität war nicht sehr gut.

Wirklich angefangen, Deutsch zu lernen, habe ich erst auf eigene Faust während meiner Studienzeit im Master Internationale Wirtschaftsbeziehungen – zu Hause mit Büchern und mit Hilfe von Deutschen aus meiner Stadt. Mit ihnen habe ich das Sprechen geübt. Damals habe ich meine B2-Prüfung abgelegt. Sprachen haben mich immer begeistert.

Der kleine Junge geht zum ersten Mal in den Kindergarten, Alina begleitet die Familie

Außerdem habe ich mich in Armenien bei Hilfsorganisationen engagiert, wie World Vision und Caritas. Hier habe ich viel übersetzt, vor allem in Armenisch, Russisch und Englisch, aber nie in Deutsch. Ich wollte meine Fähigkeiten in einer Tätigkeit einbringen und auch die deutsche Sprache verwenden. Ich habe auch bei einer Schweizer Stiftung in Gjumri mitgearbeitet und arbeitslose Menschen dabei unterstützt, eine passende Arbeit zu finden.

Nach meinem ersten Abschluss hatte ich meinen Traum, nach Deutschland zu gehen, vergessen. Ich war realistisch und habe mich auf das Naheliegende fokussiert: in Armenien studieren, wohnen, arbeiten.

Wie ging es dann weiter?

Alina: Ich lernte jemanden kennen, der mich wieder an meine Träume erinnerte. Es war jemand, der zum Studieren nach Deutschland gegangen ist. Er hat mir Mut gemacht und gezeigt, dass man es schaffen kann. Er war ein Hoffnungsträger für mich.

Gefühlt saß ich schon mit gepackten Koffern da. (sie lacht) Ich hatte keinen Plan, wie das mit Deutschland funktionieren sollte, ich wusste nur, dass ich es unbedingt will. Also habe ich nach Möglichkeiten gesucht, mich in der Sozialen Arbeit in Deutschland einzubringen. Im Internet habe ich nach BFD-Stellen gesucht und bin über das „Hoffnungshaus” gestolpert.

„Hoffnungshaus“, das Wort klang schön!

Die BFD-Stelle im Hoffnungshaus Leonberg klang zu 100 % passend für mich. Ich habe mich dort und auf andere Stellen beworben, aber es kam nichts zurück. Ich betete zu Gott, ich brauchte Klarheit. Wenn Deutschland nicht mein Weg sein sollte, dann musste ich das jetzt wissen. Ich betete: „Gott, ist Deutschland mein Weg?“ Ansonsten hätte ich es gemacht wie meine Freunde und mir einfach einen Job gesucht.

Am nächsten Tag erhielt ich dann aber von Cathrin vom Hoffnungshaus eine Nachricht, wir machten einen Zoom-Call und waren sofort beide begeistert. Plötzlich bekam ich auch noch andere Zusagen für BFDs, aber ich wusste, dass es das Hoffnungshaus sein sollte.

Auf dem Weg zum Kindergarten
Wie war der Start in Deutschland und in dein BFD?

Alina: Am Anfang war alles total unwirklich. Ich konnte nicht fassen, dass ich nun die ganze Zeit Deutsch sprechen durfte!

Im Hoffnungshaus lebten viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Da war was los! Dort lernte ich Andersgläubige und Menschen aus anderen Ländern kennen, ich wollte schon immer mehr von ihrer Kultur, Geschichte und Sprache erfahren. Das war eine tolle Gelegenheit.

Es war anders, aber schön! Denn ich habe etwas gesehen und erlebt, das ich zuvor nicht kannte.

Wo hast du gewohnt?

Alina: Ich habe im Hoffnungshaus in einer 2er-WG mit einer Semesterpraktikantin gewohnt. Das war cool, eine WG mit einer deutschen Frau! Sie hat mir sehr geholfen und ich habe durch sie viel über das praktische Leben in Deutschland gelernt.

Alina verleiht Preise für das beste Hoffnungshaus-Bild
Wie sah dein Alltag als BFDlerin aus? Was hat dich herausgefordert, was hat dir Freude gemacht?

Alina: Ich habe am Anfang einen A1-Sprachkurs für Mütter unterstützt, indem ich mit anderen die Kinderbetreuung gemacht habe, damit die Mamas in Ruhe Deutsch lernen konnten. Dann habe ich auch Michael, den Sprachlehrer, bei einem Nachmittagssprachkurs für B1 unterstützt. Als er einmal krank war, übernahm ich den Kurs. Und es hat super geklappt! Alle waren begeistert und haben danach gefragt: „Wann kommt Alina wieder?“ (sie lacht) Michael hat das dann beobachtet und gut gefunden. Ich durfte dann auch selber Sprachkurse halten. Seit Corona gebe ich Sprachunterricht für Einzelpersonen.

Was meinst du: Woran lag es, dass die Sprachschüler so positiv auf dich reagiert haben?

Alina: Als Ausländerin, die Deutsch gelernt hat, verstehe ich die Fehler, die die Schüler machen, und die Schwierigkeiten, die sie haben. Darauf konnte ich dann gezielt eingehen.

Ausflug mit Bewohnern
Welche Aufgaben hattest du neben den Sprachkursen und der Betreuung der Kinder?

Alina: Als BFDler haben wir das Leben in den Hoffnungshäusern mitbegleitet. Zum Beispiel bei regelmäßigen Veranstaltungen wie dem „Bewohnerabend“, durch Vorbereitungen, Ideen und Einkäufe – oder die Dekoration, die habe ich meistens gemacht (sagt sie freudestrahlend im Zoom-Interview).

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Alina: Ich wünsche mir, weiter bei Hoffnungsträger zu arbeiten, weil ich mich als Hoffnungsträger sehe. Wenn ich Menschen beim Deutschlernen helfe … Sprachen lernen sie auch woanders. Mir geht es darum, dass ich sie motivieren kann, indem ich ihnen ein positives Beispiel bin. Vielleicht sehen sie mich und stellen für sich fest: Wenn sie es kann, dann kann ich das auch schaffen!

Dich hat anfänglich das Wort „Hoffnungshaus” fasziniert. Was bedeutet das Wort heute für dich, da du das Konzept und Leben darin kennengelernt hast?

Alina: Als ich kam, dachte ich mir: „Okay, schauen wir mal.“ Heute kann ich sagen: „Ja, es stimmt!“

Es kommen Menschen, die hoffnungslos sind. Hier werden sie durch die anderen ermutigt. Im Hoffnungshaus finden Menschen Hoffnung.

Würdest du das BFD bei Hoffnungsträger anderen jungen Menschen weiterempfehlen?

Alina: Ja, zu hundert Prozent! Denn auch als BFDler kann man bei Hoffnungsträger viel für andere bewegen.

Als BFDler kann man bei Hoffnungsträger viel für andere bewegen.


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Über die Hoffnungshäuser

Das Hoffnungshaus ist das integrative Wohnkonzept von Hoffnungsträger. Hier leben und wohnen Menschen mit und ohne Fluchterfahrung unter einem Dach. Neben einer aktiven Hausgemeinschaft gibt es Angebote wie Sprachkurse und Arbeitsmarktintegration für Geflüchtete. Ziel ist, dass Menschen nicht am Rande, sondern inmitten der Gesellschaft stehen. Mit den Hoffnungshäusern setzt sich Hoffnungsträger dafür ein, dass Integration in Deutschland gelingt.

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