Ein Stück Himmel auf Erden sichtbar machen.

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Ein persönliches Gespräch mit Fundraising- und Marketing-Direktor von Hoffnungsträger Heiko Seeger über die Freude des Gebens, die Strategie hinter den jüngsten Veränderungen im Patenkind-Programm und das erste Ausbildungsgehalt.

Viele Paten traf es wie ein Schlag: Das Indien-Patenkindprogramm von Hoffnungsträger wird noch dieses Jahr eingestellt, das heißt die Patenschaften für Kinder in Indien können nicht weitergeführt werden. Was steckt dahinter?

Wir bedauern das sehr und uns ist bewusst, dass die Details für Außenstehende – auch für uns – schwer nachzuvollziehen sind. In den vergangenen Jahren hat die indische Regierung die Arbeit von ausländischen Hilfsorganisationen mehr und mehr erschwert. Der indische Staat möchte mehr Einfluss und Kontrolle, vor allem über die ausländischen Organisationen. Das ist sehr bitter, da so die wichtige Unterstützung in der Bevölkerung nicht ankommt, die der Staat aber selbst versäumt, zu leisten beziehungsweise nicht stemmen kann angesichts der gewaltigen landesweiten Herausforderungen. Es mussten schon viele Organisationen vor uns das Feld räumen, und nun ist auch Hoffnungsträger dran: Die Lizenz für die Arbeit mit unseren Partnern läuft Ende diesen Jahres aus und wird nicht verlängert.

Könnte die Skepsis gegenüber christlichen Organisationen wie Hoffnungsträger ein Grund sein?

Möglich ist das. Sicher wissen wir es nicht. Es dürfte aber nicht der Hauptgrund sein, da bereits auch vielen Organisationen wie Greenpeace und Amnesty International die Fortführung ihrer Arbeit untersagt wurde. Für Hoffnungsträger kann ich nur sagen, dass wir ganz klar nicht missionarisch unterwegs sind und unsere Unterstützung den bedürftigen Kindern und Familien Indiens zukommen lassen, ganz gleich, welchen Glauben sie haben. Auf Basis der christlichen Werte helfen wir unabhängig von Religion und Herkunft.

Welche Werte sind das? Kannst du drei nennen, die besonders wichtig für die Hoffnungsträger Stiftung sind?

Um es biblisch zu formulieren: Glaube, Liebe, Hoffnung. Der Glaube motiviert uns, weiterzugeben, was das Leben uns geschenkt hat. Hoffnung ist für uns ein zentrales Thema, wie schon der Name „Hoffnungsträger“ zeigt – wir möchten den Menschen Hoffnung geben, die sie schon lange verloren haben. Und zuletzt natürlich die Liebe, die über allem steht: die Liebe zur Schöpfung, zur Welt, zu uns selbst und zu Gott.

Vor Kurzem sind zwei neue Länder im Patenkind-Programm hinzugekommen: Togo und Ruanda. Mit dem bestehenden Programm in Sambia ist Hoffnungsträger im Bereich Patenschaften nun mehrheitlich in Afrika vertreten. Warum Afrika?

Ganz klar: Leid und benachteiligte Kinder gibt es überall auf der Welt. Aber gerade in Afrika ist der Bedarf für Kinder und Familien von Gefangenen besonders hoch, wie wir aus dem regelmäßigen Austausch mit unseren internationalen Partnern wissen. Afrika steht natürlich auch im Fokus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Und es ist ein Thema, das vielen Spenderinnen und Spendern stark am Herzen liegt: Viele Paten wünschen sich ein Patenkind in einem afrikanischen Land. Aus diesen Gründen weiten wir unsere Arbeit dort aus.

Warum gerade Togo und Ruanda? Nach welchen Kriterien wählt Hoffnungsträger aus?

Wir orientieren uns vor allem daran, wo unsere internationale Partnerorganisation – Prison Fellowship International (PFI) – schon ein funktionierendes Programm aufgebaut hat. Hoffnungsträger steigt in Länder ein, in denen PFI schon mit Strafgefangenen in den Gefängnissen arbeitet, Kinder im Programm registriert hat, wo aber auch noch viele Kinder auf einen Paten warten. Damit schaffen wir effektive Synergien und können schneller einen Mehrwert erreichen, als wenn wir anderswo von Grund auf neu anfangen würden.

Persönlich finde ich es klasse, dass wir jetzt auch Kindern in Togo helfen können. Wie vermutlich nicht alle Leser wissen, war Togo zu Anfang der Kolonialzeit eine deutsche Kolonie. Durch unser Patenkind-Programm können wir wenigstens ein klein wenig des Leides, das unsere Vorfahren den Menschen in Togo zugefügt haben, wiedergutmachen.

Wie steht es um die Umsetzung des Patenkind-Programms in den bestehenden Ländern seit Corona, zum Beispiel in Kolumbien, Kambodscha? Gibt es Einbußen?

Der enge Austausch mit unseren jeweiligen lokalen Partnern zeigt: Die Kinder und Familien, die schon im Programm registriert sind, konnten weiterhin sehr gut begleitet werden. Schwieriger wird es, wenn es um die Aufnahme neuer bedürftiger Familien ins Programm geht, denn dazu braucht es Zugang zu den Gefängnissen. Der Ablauf ist nämlich so, dass Sozialarbeitende zuerst mit den Strafgefangenen sprechen und schauen, welche Betroffenen und Familien für die Aufnahme ins Programm in Frage kommen. Erst dann werden die Kinder im Land gesucht, gefunden und ins Programm aufgenommen. Durch die Pandemie-Beschränkungen ist der Zutritt für Besuchende in den Gefängnissen leider größtenteils ausgesetzt, sodass fast keine neuen Kinder mehr registriert werden können. In Kambodscha können wir z. B. aktuell keine Patenkinder vermitteln.

Wie sieht die Ausrichtung des Patenkind-Programms für die Zukunft aus – kommen weitere Länder hinzu?

Mir ist die Qualität wichtiger als die Quantität. Bevor wir neue Länder hinzunehmen, möchte ich lieber den Fokus auf die Vertiefung des Patenkind-Programms in den aktuellen Ländern setzen. Dabei geht es um ergänzende Programme im Bereich ‚Hilfe zur Selbsthilfe’, wie zum Beispiel unser Chicken Farming in Kambodscha – ein Programm, das es Familien ermöglicht, eine eigene Hühneraufzucht aufzubauen. Oder das Nähschulen-Programm in Sambia, das Bildung und bessere Job-Chancen für Erwachsene realisiert.

Heiko Seeger mit Patenkind Sandro (Mitte) und dessen Freunden in der Dominikanischen Republik, 2018.
Vor knapp einem Jahr hast du die Leitung der Marketing-/Fundraising-Abteilung bei der Hoffnungsträger Stiftung übernommen. Was fasziniert dich an der Arbeit der Hoffnungsträger Stiftung? Was hast du zuvor gemacht?

In erster Linie faszinieren mich die Menschen bei Hoffnungsträger, angefangen bei unserem Stifter Tobias Merckle über den Vorstand und die Mitarbeitenden bis zu den vielen Menschen, für die wir arbeiten – sei es in unseren Programmen in Deutschland, in unseren Hoffnungshäusern, oder in den internationalen Programmen. Und auch im beruflichen Alltag mit anderen Christen unterwegs zu sein und gemeinsam die Welt ein bisschen besser zu machen, ein Stück Himmel auf Erden sichtbar zu machen. Das treibt mich an und erfüllt mich mit Dankbarkeit.

Vor Hoffnungsträger habe ich rund zwanzig Jahre in verschiedenen Positionen für die „nph Kinderhilfe Lateinamerika” gearbeitet. Die Hoffnungsträger Stiftung kannte ich damals noch nicht, ich wurde im Internet auf die freie Stelle aufmerksam, genau zu der Zeit, als ich mich nach einer neuen Herausforderung umgeschaut habe.

Fundraising ist ein eher fachlicher Begriff. Was heißt das eigentlich konkret?

Meine Lieblingsdefinition ist folgende: „Fundraising is the gentle art of teaching the joy of giving.“ So hat es Henry A. Rosso treffend formuliert. Auf Deutsch: Fundraising ist die schöne Kunst, die Freude am Geben zu lehren. Ich verstehe uns Fundraiser als Brückenbauer, wir bringen Menschen, die sich engagieren wollen – sei es mit einer Geld- oder auch einer Zeitspende – zusammen mit Menschen, Programmen und Projekten, die Unterstützung brauchen. Ein anderer Pionier des Fundraisings, Ken Burnett, hat es so ausgedrückt: „Fundraising ist die Kunst der Beziehungen. Eine der wichtigsten Aufgaben eines Fundraisers ist es, Menschen zu motivieren, die die Vision, die Mission, die Idee der Organisation langfristig unterstützen.”

Genau darum geht es und genau deshalb macht mir das Fundraising großen Spaß, weil ich dadurch so viele interessante Menschen und beeindruckende Persönlichkeiten kennenlerne. – Heiko Seeger

Zeit und Geld sind ja begrenzte Ressourcen. Welchen Mehrwert hat es denn, Geld abzugeben?

Jeder, der schonmal einer anderen Person ein Geschenk gemacht hat, kennt das: Die erfüllende Freude, die einen umgibt, wenn man anderen etwas von Herzen und aus innerer Überzeugung schenkt. Und um nichts anderes geht es beim Spenden und beim Ehrenamt: Andere beschenken und damit auch sich selber Gutes tun.

Jeder, der schonmal einer anderen Person ein Geschenk gemacht hat, kennt das: Die erfüllende Freude, die einen umgibt, wenn man anderen etwas von Herzen und aus innerer Überzeugung schenkt.

Was motiviert Menschen, zu geben?

Das kann ganz unterschiedlich sein. Viele Spender und Spenderinnen sind christlich oder altruistisch motiviert. Sie sind dankbar für ihr Leben und wollen das, was sie haben, mit anderen teilen. Sie solidarisieren sich im Sinne der Nächstenliebe. Andere wollen gesellschaftliche Missstände beheben oder zumindest verbessern, sie wollen mit ihrer Unterstützung etwas bewegen, nachhaltig Wirkung erzielen. Wieder andere möchten einen Teil ihres Vermögens sinnvoll anlegen und dadurch soziale Verantwortung übernehmen. Beim Modell des Social Investing oder Impact Investing erhalten die Gebenden meistens sogar eine doppelte Rendite – eine finanzielle und eine emotionale.

Alle diese Bereiche decken wir bei Hoffnungsträger auch mit verschiedenen Formen des Investments ab. Beispielsweise bieten wir für unseren Bereich Hoffnungshäuser Beteiligungsformen an, die ein wichtiger Baustein bei der Finanzierung neuer Standorte sind. Investoren tragen durch ihr Investment dazu bei, dass Integration gelingt.

Was motiviert dich, zu spenden?

Bei meinen Spenden unterscheide ich zwei Arten: Die eher spontane Nothilfe-Spende, also z. B. wenn irgendwo die Erde bebt oder überschwemmt ist – dann geht es um schnelle Hilfe, oft darum, Leben zu retten. Bei meinen geplanten Spenden stehen für mich klar meine Dankbarkeit im Mittelpunkt sowie die Solidarität und das Teilen mit Menschen, die es bisher in ihrem Leben nicht so gut hatten wie ich. Und natürlich möchte ich auch die Welt ein wenig besser machen.

Wer das noch nie gemacht hat, vielleicht keinen Bezug zum Spenden hat: Wie hat die Spendenbereitschaft bei dir angefangen?

(lacht) Das war damals bei meinem ersten Gehalt. Da war man es ja noch nicht gewohnt, so einen Betrag auf seinem Konto zu sehen, und ich fragte mich: Was will ich damit als Erstes machen? Ich wollte mit einem Teil etwas Gutes tun und spendete – ich glaube, das waren damals 200 D-Mark – an eine namhafte Kinderhilfsorganisation. Denn Kindern helfen ist wichtig, fand ich. Mit der Organisation hatte ich mich damals allerdings noch nicht wirklich auseinandergesetzt.

Später kam das schon allein durch meine Arbeit im Non-Profit-Bereich, als ich mit Schicksalen von Menschen in Berührung kam, die mir den Bedarf klar und eindringlich vor Augen geführt haben. In Ländern wie zum Beispiel Haiti und Honduras habe ich oft Menschen in unmenschlichen Lebenssituationen angetroffen. Wenn man Not und Bedürftigkeit mit eigenen Augen gesehen hat, ist man tief berührt. Wenn man dann gleichzeitig sieht, wie man mit teilweise relativ wenig Geld schon viel bewirken kann, liegt es doch nahe, sich für diese Menschen zu engagieren. Man kann sich speziell bei Projekten im Ausland nicht unbedingt selbst ein Bild vor Ort machen. Deshalb transportieren wir solche Lebensgeschichten, in denen vermeintlich Hoffnungslose selbst zu Hoffnungsträgern wurden, in Text, Bild und Video auf unseren Kommunikations-Kanälen direkt zu den Menschen.

Wenn man Not und Bedürftigkeit mit eigenen Augen gesehen hat, ist man tief berührt.

Worauf sollte man achten, wenn man spendet?

In erster Linie ist Spenden Vertrauenssache. Es gibt inzwischen viele Leitfäden und Hilfsmittel für „richtiges Spenden”, aus meiner Sicht ist das Vertrauen in die handelnden Personen das Wichtigste. Informieren Sie sich über die Organisation und die Projekte und nehmen Sie Kontakt zu den Mitarbeitenden oder sogar zu den Begünstigten auf, sofern das möglich ist. Sie werden schnell feststellen, ob die Vision und die Mission der Organisation sich mit Ihren Vorstellungen decken und ob Sie Vertrauen in die handelnden Akteure haben.

Warum empfiehlst du ein Spendenprojekt bei Hoffnungsträger?

Weil ich bei Hoffnungsträger arbeite! (lacht) Spaß beiseite: Unsere Programme im In- und Ausland haben sich vielfach bewährt und bewirken auf vielen Ebenen Veränderung. Gepaart mit sozialem Unternehmertum sind unsere Programme sehr effektiv und nachhaltig und stellen immer den Menschen in den Mittelpunkt.

Wozu braucht es Fundraising bei Hoffnungsträger?

Zwar handelt es sich bei Hoffnungsträger um eine Stiftung, die von einer Unternehmerfamilie gegründet wurde und über ein solides Stiftungskapital verfügt, aber auch diese Ressourcen sind endlich. Wir sind von unseren Konzepten überzeugt und möchten deshalb unsere Programme multiplizieren, um so die Wirkung in der Gesellschaft zu vervielfältigen. Dafür benötigen wir Spenden.

Vielen Dank für das Gespräch!

KINDER STARK MACHEN MIT DEINER SPENDE.

Ermögliche Kindern in Ländern großer Armut bessere Chancen durch:

  • Schulbildung
  • medizinische Fürsorge
  • emotionalen Support
  • wichtige Lebensmittel

Reise in die Ukraine.

HOFFNUNG FÜR DIE UKRAINE.

Spenden-Report: Nähschulen Afrika Jan-Juni 2021