Eine geschätzte Zuhörerin

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Ein Hoffnungshaus bietet ein neues Zuhause für Geflüchtete und Angebote für eine hoffnungsvolle Zukunft in der neuen Heimat. Damit das möglich ist, braucht es Menschen wie Anthea Roth: Sie ist Sozialarbeiterin im Hoffnungshaus Esslingen. Wir haben sie einen Tag lang bei ihrer Arbeit begleitet.

Wenn Anthea Roth von ihrem Büro in der Esslinger Innenstadt hinauf zu den Hoffnungshäusern in der Flandernstraße und im Rohrackerweg fährt, ist sie in Gedanken schon ganz bei den Menschen, denen sie gleich begegnen wird. Wie geht es ihnen? Was haben sie auf dem Herzen? Welche Umstände erwarten sie? Solche Fragen sind es, die der jungen Frau in diesem Moment durch den Kopf gehen. Sie ist als Sozialarbeiterin beim CVJM beschäftigt und betreut in dieser Funktion gemeinsam mit einem Standortteam die beiden Häuser, die Hoffnungsträger konzipiert und gebaut haben. In den Hoffnungshäusern leben Einheimische mit Geflüchteten unter einem Dach, um ihnen in dieser Form des integrativen Wohnens das Einleben in der neuen Kultur einfacher zu machen.

Zu Besuch

In der Flandernstraße will Anthea Roth an diesem Tag mit den Männern einer WG ihre Ausbildungsmöglichkeiten besprechen. Nachdem Anthea Roth an der Tür geklopft hat, dauert es eine Weile. Schließlich öffnet ein Bewohner schüchtern einen Spalt breit die Tür. Auf die Frage, ob jemand zu Hause sei, der Deutsch spreche, antwortet der Mann mit einem entschuldigenden Kopfschütteln. Höflich verabschiedet sich Anthea Roth und sagt, dass sie ein anderes Mal wiederkomme. „Damit muss man rechnen. Viele der Bewohner zieht es tagsüber in die Stadt, wo sie sich mit Freunden oder Bekannten treffen. Oder sie machen Ämtergänge“, erzählt sie. Dass sie sich gut in andere Kulturen einfühlen kann, hängt auch ein Stück weit mit ihren eigenen Wurzeln zusammen. Ihr Vater ist aus Ungarn. Sie selbst spricht ebenfalls fließend Ungarisch.

Ein Stockwerk höher duftet es aus einer WG nach orientalischen Gewürzen. Ein junger Mann öffnet die Tür und bittet sie herein. Er stellt sie seinen Freunden vor, die vorbeigekommen sind, um gemeinsam Mittag zu essen. Der Syrer bittet seine Besucherin deshalb an den Tisch in seinem Zimmer, wo schon seine beiden Brüder warten. Anthea Roth kennt sie inzwischen recht gut. Bei einem Glas Cola ergibt sich rasch ein netter Plausch. Der Jüngste berichtet stolz von Erfolgen in der Schule. Er mache große Fortschritte im Deutschunterricht. Sein älterer Bruder hat ein Schreiben vom Arbeitsamt bekommen, das Anthea Roth mit ihm durchgeht und dabei versucht, das Beamtendeutsch in verständlichere Worte zu fassen.

Kleine und große Anliegen

Die drei Männer freuen sich sehr, dass sie im Hoffnungshaus wohnen können. In den vergangenen Nächten sei es in den Zimmern jedoch trotz aufgedrehter Heizung nicht richtig warm geworden. „Ich gebe das weiter“, verspricht Anthea Roth. Dann bricht sie auf und zieht ein Hoffnungshaus weiter.

Im Rohrackerweg muss sie sich erst gar nicht bemerkbar machen. Ein junger Eritreer, der im Erdgeschoss wohnt, sieht sie durch die große Fensterfront schon von weitem kommen und lässt sie herein. Aus seinem Zimmer holt er drei Umschläge, in denen sich Schreiben vom Jobcenter befinden. „Dieser Brief ist besonders wichtig. Da geht es um die Einhaltung einer Frist“, betont Anthea Roth. Der junge Mann nickt und streicht sich den Termin in der nächsten Woche auf dem Zettel an. Inzwischen hat ein weiterer Mitbewohner am Tisch Platz genommen. Er erzählt, dass er stundenweise in einem Restaurant in der Küche aushilft und ihm die Arbeit viel Freude bereitet.

Die Zeit reicht nicht aus

Gerne hätte Anthea Roth noch mit der Frau aus der einheimischen Familie gesprochen, die über der eritreischen WG ihr Zuhause hat. Doch die Zeit ist schon weit fortgeschritten. Sie lädt die Männer zu den Veranstaltungen des CVJM ein und macht sich auf den Rückweg zum Büro.

Es ist keine einfache Arbeit, der sie sich verschrieben hat. Doch sie macht sie gerne. „Die Begegnungen und die Gespräche mit den Menschen machen die Herausforderungen um ein Vielfaches wett“, hebt Anthea Roth hervor und freut sich auf die nächste Fahrt von der Stadt hinauf zu den Hoffnungshäusern in der Flandernstraße und im Rohrackerweg.


 

Mitmachen im Hoffnungshaus

Als Bewohner

Ob in einer Wohnung oder in einem WG-Zimmer, als Familie oder Single – du kannst aktiv dazu beitragen, dass unsere Hausgemeinschaften zu Räumen der Hoffnung werden. Bewirb dich auf unserer Website als Bewohner für ein Hoffnungshaus deiner Wahl: www.hoffnungsträger.de/wohnen.

Als Mitarbeiter

Hoffnungsträger bietet tolle Jobs in den Hoffnungshäusern, die in dieser Gesellschaft etwas bewegen. Wir suchen Menschen mit verschiedenen Talenten und Ausbildungen: Für Teil- oder Vollzeit, Bundesfreiwilligendienst oder Praktika. Aktuelle Jobangebote findest du auf unserer Website www.hoffnungsträger.de/jobs. Wir freuen uns auch über Initiativbewerbungen.

Als Ehrenamtlicher

Durch Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, können wir unsere Programme noch effektiver gestalten. Sie sind wertvoll für alle Bewohner und Beteiligte rund um ein Hoffnungshaus. Wenn auch du dich mit uns für gelingende Integration einsetzen möchtest, melde dich einfach bei unseren Bereichsleitern für Nationale Programme und Hoffnungshäuser: Thomas Röhm oder Angelika Röhm.

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