Warum wir unsere Arbeit in Indien beenden müssen.

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Patenprogramm

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Mit knapp 700.000 Kindern von Gefangenen ist Indien das Land in unserem Patenkind-Programm, in dem es die meisten Kinder von Gefangenen gibt. Für uns Hoffnungsträger war klar: Diesen Kindern muss geholfen werden! Nun, vier Jahre später – und um etliche Hoffnungsgeschichten und strahlende Kinderaugen reicher – sind wir gezwungen, das Patenkind-Programm in Indien einzustellen. Erfahre hier, warum.

Wie alles begann

Hoffnungsträger-Vorstand Marcus Witzke 2017 in Indien, zusammen mit Mirijam Schmidt (Spenderkommunikation Hoffnungsträger).

Der Start des Patenkind-Programms in Indien 2017 war verbunden mit großer Hoffnung. Indien ist ein faszinierendes und zugleich von Leid gezeichnetes Land. Bunt, laut und eindrucksvoll hinterließ es einen bleibenden Eindruck bei uns, als wir Indien zum ersten Mal besucht hatten. Damals reisten wir von Deutschland aus zu dritt an, darunter Marcus Witzke, Vorstandschef der Hoffnungsträger Stiftung und ich, Mirijam Schmidt, als Zuständige in der Spenderkommunikation des Patenkind-Programms. Doch das farbenprächtige Bild täuschte: Zwei Drittel der Bevölkerung in Indien lebt in Armut, davon werden 61 Millionen Kinder nicht ausreichend versorgt (Quelle: https://www.sos-kinderdoerfer.de/informieren/wo-wir-helfen/asien/indien/armut-in-indien).

Betroffen sind besonders Familien, die am Rande der Gesellschaft stehen. Familien, die aufgrund der Inhaftierung eines Angehörigen ausgegrenzt und von anderen staatlichen Hilfsorganisationen nicht wahrgenommen werden. Diese Kinder und Familien zu erreichen, war unser Anliegen. Das Leid war grenzenlos, aber auch unsere Hoffnung, dass wir das Leben vieler Kinder zum Guten verändern können.

Marcus Witzke:

Uns war damals wichtig, ein so großes und bevölkerungsreiches Land in Asien mit ins Programm zu integrieren, da aufgrund der wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Lage viele Kinder und Familien darunter leiden, wenn der Vater oder die Mutter im Gefängnis ist. Gerade die Ausgrenzung der Restfamilie empfinde ich in Indien sehr stark, oft werden alle anderen Familienmitglieder quasi in Sippenhaft genommen.

Zwischenbilanz

Zusammen mit unserem Partner vor Ort, Prison Fellowship India, und der Unterstützung treuer Paten und Spender, konnten wir im Zeitraum von vier Jahren durchschnittlich 1.000 Kindern von Gefangenen helfen und ihre Zukunft maßgeblich positiv verändern. Wir sind voller Zuversicht, dass für Kinder wie Tara ein Grundstein für bessere Lebensbedingungen gelegt wurde – durch Schulbildung, Fürsorge und medizinische Versorgung.

ZAHLEN UND FAKTEN

  • Gesundheit und Ernährung: Kinder, die Bedarf hatten, erhielten dringend benötigte Impfungen, Entwurmungen, kostenlose Gesundheits-Checks und regelmäßig Pakete mit gesunden Lebensmitteln. (Stand 2021: 50% der Patenkinder)
  • Bildung: Kinder, die Bedarf hatten, erhielten Schulmaterial, Schulgeld für Familien, Betreuung durch einen Sozialarbeiter und während Corona Hausaufgabenhilfe. (Stand 2021: 83% der Patenkinder)
  • Emotionale Fürsorge: Kinder, die Bedarf hatten, erhielten Zugang zu einem geschulten Sozialarbeiter, Ausstellung einer Geburtsurkunde (Sicherung der Grundrechte), Elternteile erhielten Schulungen zu “Kinderrechten, sowie konnten viele Kinder ihr Elternteil im Gefängnis besuchen. (Stand 2021: 64% der Patenkinder)

Dass wir diese wertvolle Arbeit nun nach vier Jahren beenden müssen, hätte keiner von uns gedacht. Es gibt noch so viel zu tun, vor allem jetzt, da das Land unter den Pandemie-Bedingungen zu zerbrechen droht.

Spende jetzt, um den Kindern und Familien eine Überbrückungshilfe mit auf den Weg zu geben.
  • Spendensummen bis 500 Euro möglich
  • Bis einschließlich 31.12.2021 können wir Spenden nach Indien weiterleiten

Für Indien spenden

Wie es zu dem Stopp des Patenkind-Programms kam

Bereits 2020 nahmen die Spannungen seitens der indischen Regierung gegen ausländische Hilfsorganisationen zu. Regelungen für NGOs im eigenen Land wurden verschärft – mit dem Ziel der Regierung, mehr Kontrolle zu haben. Das hat dazu geführt, dass wir unseren Standort für das Patenkind-Programm in Andhra Pradesh bereits im letzten Jahr einstellen mussten.

Doch damit nicht genug: Der Druck, den die Regierung ausübte, brachte schon andere namenhafte Organisationen dazu, ihre Arbeit in Indien einzustellen, darunter Compassion, Greenpeace, Amnesty International und viele weitere. Über 20.000 kleine und große Organisationen mussten bereits das Land verlassen.

Nun, Anfang 2021, blieb auch der Hoffnungsträger Stiftung aufgrund der fortwährenden bürokratischen und politischen Restriktionen keine andere Wahl, als unser Patenkind-Programm in Indien einzustellen. Bis Ende dieses Jahres werden wir die Arbeit vor Ort noch finanziell unterstützen, die operativen Tätigkeiten werden Schritt für Schritt ausgesetzt.

Marcus Witzke zum Programm-Stopp:

Ich bin sehr traurig über die sehr restriktive Politik der indischen Regierung gegenüber ausländischen Organisationen die Menschen in Indien helfen wollen. Einreiseverbote für Mitarbeitende und das kommende Verbot von Spendentransfer nach Indien trifft mich hart, da am Ende die Kinder, die nichts dafür können, darunter leiden müssen.

AUSBLICK HOFFNUNGSTRÄGER PATENKIND-PROGRAMM: NEUE LÄNDER IN AFRIKA

Die Not für Kinder von Gefangenen ist weltweit groß. Es gibt über 14 Millionen Kinder, die ein Elternteil im Gefängnis haben, dadurch von der Gesellschaft ausgegrenzt werden und somit auch kaum Zugang zu Bildung, Lebensmittel und ärztlicher Versorgung haben.

Mit dem Stopp in Indien möchten wir die Hoffnung nicht aufgeben, diesen Kindern bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen und das Patenkind-Programm in anderen Ländern ausbauen. Neu hinzu kommen in 2021 zwei afrikanische Länder: Ruanda (Patenschafts-Anmeldungen nehmen wir ab sofort gerne entgegen) und Togo (Infos dazu folgen in Kürze).

Der Rückschlag in Indien ist besonders für die Familien vor Ort sehr herausfordernd und trifft sie in Zeiten der Pandemie besonders hart. Uns ist es deswegen ein Anliegen, noch dringend benötigte Spenden bis zum Ende des Jahres zu ermöglichen und den Familien in diesem herausfordernden Jahr zur Seite zu stehen.

Hoffnungen hat Vorstand Marcus Witzke dennoch:

Meine Hoffnung ist natürlich, dass ein Sinneswandel der Regierung eine neue Öffnung für internationale Hilfsorganisationen ermöglicht. Damit unsere Partner mit uns einen Neustart machen können. Solange hoffe ich auf gelingende Alternativen für die Kinder und ihre Familien.

Wir möchten uns bei allen Paten, Spendern und unserem Partner Prison Fellowship India für ihren Einsatz und ihre treue Unterstützung bedanken. Ohne dieses Engagement hätten wir niemals so viele Kinder erreichen können. Wir sind dankbar, dass wir ein so großes Netzwerk an Freunden und Hoffnungsträgern haben, die zusammen mit uns Hoffnung zu hoffnungslosen Menschen weltweit bringen. Danke!

Hast du offene Fragen?

Gerne kannst du diese an patenkind(at)hoffnungstraeger.de schicken.

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