Tag der offenen Tür bei den Hoffnungsträgern

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Stiftung

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Offenheit, Interkulturalität, Begegnung, Zusammenhalt – für diese Werte steht nicht nur die Hoffnungsträger Stiftung, sie waren auch kennzeichnend für den Tag der offenen Tür, zu dem Hoffnungsträger am Samstag, den 6. Juli 2019 eingeladen hat. Dies war nicht nur in der Begrüßung in zahlreichen Sprachen zu spüren, sondern auch in den Gesprächen mit den Gästen des Festes. Sie alle haben die Hoffnung bestätigt, dass ein friedliches Miteinander in aller Unterschiedlichkeit heute noch möglich ist.

„Herzlich Willkommen“ – „Bienvenidos“ – „Kalban“ – das sind nur einige der insgesamt sieben Sprachen, mit denen die Besucher zum Tag der offenen Tür bei Hoffnungsträger begrüßt wurden. Stattgefunden hat das Fest am Standort der Stiftung in der Heinrich-Längerer-Straße in Leonberg, Baden-Württemberg, die zu diesem Anlass für die Durchfahrt gesperrt war und auf der bei bestem Wetter Infostände sowie Kaffee- und Kuchenständen aufgebaut waren. Etwa 150 Interessierte und Gäste aus Stadt, Kirche und Nachbarschaft sind gekommen. Auch das integrative Wohnkonzept Hoffnungshaus war für Besucher geöffnet.

Hoffnungsträger-Vorstand Marcus Witzke begrüßte die Gäste und stimmte sie mit einem Bild in den Tag ein. Denn an diesem Tag der offenen Tür wurde auch die Eröffnung des letzten Bauabschnittes für ein weiteres Hoffnungshaus in der Heinrich-Längerer-Straße gefeiert. Mit der Gründung der Stiftung durch Tobias Merckle sei ein Samen gepflanzt worden, der vor drei Jahren mit der Eröffnung des ersten Hoffnungshauses in der Heinrich-Längerer-Straße zu einem ersten Baum mit Früchten gewachsen sei.

Heute ist der Baum schon etwas größer und die Zahl der Früchte, die daran wachsen und reifen, hat deutlich zugenommen. Wir eröffnen heute das achte Hoffnungshaus und haben in Baden-Württemberg viele weitere Standorte. Mehrere hundert Menschen wohnen und leben bereits in unseren Häusern und leben Integration. – Marcus Witzke, Vorstand Hoffnungsträger

VON REGIONALEM ENGAGEMENT ZU WELTWEITEM EINFLUSS

Seit der Gründung von Hoffnungsträger bestehe eine enge Bindung zur Stadt Leonberg. so kündigte Angelika Röhm von Hoffnungsträger den Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn an. „Ich bin stolz, dass Hoffnungsträger in unserer Mitte nicht nur für Leonberg etwas tut – und damit verdient beim Integrationspreis des Landes ausgezeichnet worden ist –, sondern auch weltweit. Davor ziehe ich meinen Hut!”, sagte Martin Georg Cohn und meinte damit die internationalen Programme von Hoffnungsträger. Denn neben der integrativen Arbeit für Geflüchtete in den Hoffnungshäusern in Deutschland präsentierte sich Hoffnungsträger an diesem Tag auch mit seinen Arbeitszweigen im Ausland: den Resozialisierungs- und Versöhnungsprogrammen und dem Patenprogramm für Kinder von Gefangenen. „Durch die Maßnahmen von Hoffnungsträger ist Leonberg ein Teil der Welt”, fasste Cohn zusammen und richtete sich dabei gezielt an die zahlreichen Leonberger Bürgerinnen und Bürger, die sich unter den Gästen befanden.

INTEGRATION VOR ORT: HOFFNUNGSHÄUSER IN LEONBERG STELLEN SICH VOR

Als nächstes ergriff Tobias Merckle das Wort. Er hat die Hoffnungsträger Stiftung 2013 gegründet. In seiner Rede betonte er die Wichtigkeit von Begegnung, weil sie Vorurteile abbaue und Empathie sowie Zusammenhalt ermögliche:

„Wenn man sich kennenlernt, können aus Fremden Freunde werden. So gelingt Integration durch unsere Hoffnungshäuser.” – Tobias Merckle, Stifter von Hoffnungsträger

Tobias Merckle war als Stifter von Hoffnungsträger auch vor Ort.

Ein Beispiel für die Integration durch Begegnung geben die Bewohner und die Standortleitung der Hoffnungshäuser Leonberg. Die Häuser befinden sich in direkter Nähe zum Stiftungsgebäude in der Heinrich-Längerer-Straße. Moderiert von Cathrin und Matthias Seitz, den Hausleitern, führen Kleingruppen durch inszenierte Szenen auf der Open-Air-Bühne vor, welche regelmäßigen Veranstaltungen das Leben im Hoffnungshaus mitprägen. Das Publikum durfte raten, um welche Veranstaltung es sich handelte. Erraten wurden etwa das wöchentliche Café für Frauen, die Krabbelgruppe, der Kindernachmittag und das Treffen des Garten-Teams. Als es um das Erraten der Sportgruppe ging, die von zwei Herren durch Liegestütze und Kniebeuge dargestellt wurde, ließen sich die Mitratenden scheinbar extra viel Zeit mit ihrer Lösung …

Fast alle Küchen der Hoffnungshäuser bezieht Hoffnungsträger von der Firma Hofmeister. Eine Partnerschaft, die über das reine Geschäft hinausreicht, wie diese Scheck-Übergabe mit einer Spende in Höhe von 8.000 Euro von Hofmeister durch Herrn Michael Renner an Hoffnungsträger-Vorstand Marcus Witzke zeigte.
Gerhard Holfelder freut sich auf die Nachbarschaft mit Hoffnungsträger und den Hoffnungshäusern in Leonberg.

SELBST ERLEBEN, WAS SONST ZU LESEN IST: ARBEIT UND LEBEN BEI HOFFNUNGSTRÄGER

Nach den offiziellen Programmpunkten blieb Zeit für persönliche Gespräche, Kaffee und Kuchen oder eine Besichtigungstour durch Hoffnungshaus. Wir trafen auf Gerhard Hilfeleder, der mit Käsekuchen auf dem Teller zielstrebig zum Stand der Hoffnungshäuser ging. Er kenne bereits den Leiter des Bereichs „Nationale Programme / Hoffnungshäuser” bei Hoffnungsträger, Thomas Röhm. „Ab übermorgen bin ich Nachbar in der Heinrich-Längerer-Straße und ziehe mit einem positiven Gefühl ein. Das integrative Wohnen in den Hoffnungshäusern finde ich super!“, sagte er und lächelte dabei gutmütig, bevor er Thomas Röhm per Handschlag begrüßt.

An einen Gartenzaun gelehnt stehen drei junge Männer und betrachten das wilde Durcheinander mit etwas Abstand. Sie kommen aus Gambia und leben seit drei Jahren in Deutschland. Kennengelernt und angefreundet haben sie sich aber nicht in Westafrika, sondern hier, in einem Heim. Saw Karmo erklärt: „Wir kommen aus Leonberg, ich war schon dreimal bei der FridayNight.” Damit meint er den Begegnungsabend, der momentan alle vier Wochen im Hoffnungshaus Leonberg stattfindet und für Bewohner des Hauses sowie externe Gäste geöffnet ist.

Diese drei jungen Männer kommen ursprünglich aus Gambia und leben seit drei Jahren in Deutschland. Auf Hoffnungsträger sind sie beim Leonberger Citylauf aufmerksam geworden.

Die Beziehung zum Hoffnungshaus Leonberg mit Menschen aus Leonberg, und auch aus Gambia, entstand wie so oft durch den persönlichen Kontakt: „Ich war letzte Woche beim Citylauf Leonberg, da hat uns Angelika eingeladen”, sagte Omar Bah. Gemeint ist Angelika Röhm, sie leitet gemeinsam mit ihrem Mann Thomas das Programm für Nationale Programme bei Hoffnungsträger. Im Gespräch erzählte Omar Bah, dass er sportlich sei. Er mag laufen, aber seine große Leidenschaft ist Fußball. In Gambia hat er gespielt, jetzt sucht er nach einer neuen Mannschaft. „Ich war in einer Mannschaft hier in Deutschland, aber die hat mich nicht gefordert”, sagte er und lache. Vielleicht findet Omar Bah ja ein neues Team im Hoffnungshaus-Netzwerk bei der nächsten FridayNight.

Auch für die Kinder, die integraler Bestandteil eines jeden Hoffnungshauses sind, gab es besonderes Programm: Im Garten der Hoffnungshäuser war eine riesige Giraffen-Hüpfburg aufgebaut. Zudem wurde eine kleine Olympiade veranstaltet, die die Kinder durch die verschiedenen Nationalitäten aus den Hoffnungshäusern führten (19 an der Zahl) und bei der es Disziplinen zu bestehen galt, wie zum Beispiel Eierlaufen oder Brezel-Essen.

VOM HEIM IN DIE GEMEINSAME WOHNUNG: NEUSTART FÜR EINE JUNGE FAMILIE AUS DEM IRAN

Zur gleichen Zeit fand in der sogenannten Fuge, dem gläsernen Verbindungsraum zwischen Hoffnungshaus und Stiftungsgebäude ein orientalisches Café statt. Sitzkissen und Teppiche lagen auf dem Boden verteilt und auf den metallverzierten runden Tischen standen frische Datteln. Hier trafen wir Sarah aus dem Iran. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter seit dreieinhalb Jahren in Leonberg – bis vor Kurzem in einem Heim.

Sarah und ihre Familie lassen das Leben im Heim hinter sich. Mit Hilfe aus dem Hoffnungshaus Leonberg haben sie nun endlich eine eigene Wohnung gefunden.

Die Wohnungssuche ist schwer, doch Sarah kommt öfters zur FridayNight ins Hoffnungshaus und hat dort Hilfe gefunden. Jetzt ist sie sehr glücklich mit einer eigenen Wohnung. Sie ist sechsten Monat schwanger. Eine Dame mit heller Haut und rötlichem Haar rief einen Schrei der Entzückung aus, als sie die ins Gespräch vertiefte Sarah erblickte und fiel ihr um den Hals. Als auch sie von der frohen Nachricht mit der eigenen Wohnung hörte, hüpft seie aufgeregt auf der Stelle und umarmte Sarah gleich noch einmal. Dann wendete sich die junge Iranerin wieder unserem Gespräch zu. „Man ist alleine hier. Ich komme gerne zur FridayNight. Hier findet man Freunde und kann gut Deutsch sprechen. Ich habe Freunde aus Deutschland und auch Afghanistan gefunden“, sagte Sarah. Sie trank ihren arabischen Tee aus und strahlte. Der Tee sei stark und gut – fast wie in der Heimat.

„Ich komme gerne zur FridayNight ins Hoffnungshaus. Hier findet man Freunde und kann gut Deutsch sprechen. Ich habe Freunde aus Deutschland und auch Afghanistan gefunden.“ – Sarah, aus dem Iran nach Deutschland gekommen

BESICHTIGUNGSTOUR DURCHS HOFFNUNGSHAUS

Die Sonne war inzwischen fast hinter den Häusern verschwunden und die Heinrich-Längerer-Straße wurde leerer. Die meisten der übrigen Besucher saßen an den Biertischen zusammen oder standen an den Infoständen und waren in Gespräche vertieft. So auch Billy und Silvia Fraser, die sich vor leeren Kuchentellern sitzend mit einer Hoffnungsträger-Mitarbeiterin austauschten.

Ehepaar Fraser wohnt selbst seit vierzig Jahren in einem integrativen und interkulturellen Wohnkonzept. Vom Hoffnungshaus sind sie sehr begeistert.

Es stellte sich heraus, dass die beiden gerade eine Führung durchs Hoffnungshaus abgeschlossen hatten. Wir wollren wissen, wie ihr Eindruck war. „Ich fand das total super!”, sagte Siliva Fraser. „Integration und Begegnung ist so wichtig und erfordert Arbeit! Das merken wir ja auch in einer Ehe – Mann, Frau, Ire, Schweizerin.” Sie lachte und deutete dabei auf ihren Mann, der das Lachen erwiderte. Die beiden führen selbst ein Leben im integrativen Wohnkonzept, ließen sie uns wissen. Sie wohnen etwa eine halbe Stunde von Leonberg entfernt auf einem Gelände mit drei Hausparteien, in denen einheimische Familien und Geflüchtete in Hausgemeinschaften wohnen. „Und das nun schon seit vierzig Jahren”, sagte Billy Fraser zufrieden. Nach einem abschließenden Foto am Infostand der Hoffnungshäuser machte sich das Ehepaar auf dem Heimweg.

An diesem Tag der offenen Tür hat sich gezeigt, dass Integration und Gemeinschaft möglich sind und Neues hervorbringen. Nicht nur in einer Nachbarschaft, die in und um Leonberg gepflegt wird, sondern auch in den Verbindungen zu anderen Kulturen und Ländern. Der Tag war gekennzeichnet von dem, was auch die Arbeit von Hoffnungsträger maßgeblich antreibt: Hoffnung, die erlebbar wird. Etwa, wenn die Stadt und die Stiftung Hand in Hand arbeiten, wenn eine lang ersehnte Wohnung bezogen werden kann und Menschen aus verschiedenen Kulturen Freundschaft schließen.

Wenn neue Menschen ins Hoffnungshaus in Leonberg einziehen, Singles, Familien, Geflüchtete und Einheimische – jeder ist willkommen – zu einer Zeit, wo die Wohnungspreise überhitzt sind, dann bietet Hoffnungsträger Menschen nicht nur Integration, sondern auch Teilhabe an der Gesellschaft. – Martin Georg Cohn, Oberbürgermeister von Leonberg

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